11.1.22
Lesezeit 10 Minuten
Japan und eine Idee – Niklas Hanitsch im Interview

Japan und eine Idee - Niklas Hanitsch im Interview

Weshalb haben Sie sich beruflich dafür entschieden, als Rechtsanwalt für Datenschutz tätig zu sein?

Ich habe mich schon immer für die Schnittstelle zwischen IT und Recht interessiert. Also die technischen- und gesellschaftspolitischen Entwicklungen, die uns dazu zwingen, unser Recht zu ändern. Als die Väter unserer Verfassung die ersten 20 Artikel des Grundgesetzes verfasst haben, war noch nicht abzusehen, dass wir irgendwann jede Mahlzeit auf Instagram posten würden. Deshalb musste das Recht auf informationelle Selbstbestimmung später in unsere Verfassung hineingelesen werden. Ein typisches Beispiel für diese Entwicklung. Darüber hinaus liebe ich meinen Job, weil er mir erlaubt, inspirierende Menschen aus den unterschiedlichsten Branchen kennen zu lernen, viel unterwegs zu sein und die Digitalisierung an vorderster Front in spannenden Beratungsprojekten voran zu treiben.

Zusammen mit Manuel Stahl haben Sie das Unternehmen gegründet. Wie kam es dazu?

Long story short: Ein fröhlicher und ausgelassener Abend auf einer Japan-Reise hat eine gewisse Rolle dabei gespielt. (lacht)

Ich war in der Zeit bei Amazon und Manuel bei einer Investmentboutique. Wir beide wollten in die Selbstständigkeit gehen und haben uns auf Anhieb verstanden. Kennen Sie diese Abende, an denen man es mit Leuten, die man gerade erst kennen gelernt hat, für eine gute Idee hält ein Startup oder eine Band zu gründen, die Leute dann aber nie wiedersieht!? Nun ja, wir haben uns wiedergesehen und mussten auch nüchtern betrachtet feststellen, dass wir es beide ernst meinen und bereit sind viel Blut, Schweiß und Zeit zu investieren. Fast forward ca. 4 Jahre durchgearbeitete Wochenenden und eine Freundschaft, die in der Zeit immer intensiver geworden ist. So ist Manuel in diesem Jahr zu meinem Trauzeugen geworden.

Was ist eins der häufigsten Anliegen Ihrer Mandanten und warum?

Das kann man nicht allgemein ausdrücken. Der Datenschutzbeauftragte hat gewisse Daueraufgaben wahrzunehmen. Dazu gehören etwa Schulungen, Beratung, und die Zusammenarbeit mit den Aufsichtsbehörden. Aber darüber hinaus ist kein Mandat wie das andere. Mein Job hat mich schon in den Tower eines Flughafens geführt, als Mediator an den Verhandlungstisch mit Betriebsräten und Vorständen, in Server-Farmen und in die schönsten Eckbüros überall in der Bundesrepublik. Datenschutz ist Chefsache und die Chefs, die das verstanden haben, schätzen mich als immer erreichbaren Ansprechpartner, der betriebswirtschaftlich denkt und Probleme löst.

Was war bisher Ihr spannendstes Projekt bei der secjur GmbH?

Wie meine Antwort auf die vorangegangene Frage erahnen lässt, gibt es da Einige. Da ich Naturwissenschafts-Nerd bin, würde ich aber unsere Projekte in der Pharma- und Telemedizin nennen. Die datenschutzrechtlichen Implikationen der dortigen Entwicklungen übersteigen einfach alles, was wir uns heute vorstellen können. Wer einen kleinen Einblick in den Bereich haben will, dem kann ich nur wärmstens das Buch „Zukunftsmedizin” von Thomas Schulz empfehlen.

Was ist die besondere Stärke der secjur GmbH?

Ganz klar unsere Interdisziplinarität. Wir haben Juristen, ITler, Betriebswirte und wählen intern nochmal den Berater anhand seiner Branchen-Spezialisierung. Das heißt unsere Berater wissen wirklich wovon sie reden. Wir übernehmen regelmäßig Mandate von anderen Datenschutzbeauftragten, deren Kunden nicht zufrieden waren. Und mit einigen positiven Ausnahmen sehen wir, dass viele Dienstleister ihren Mandanten irgendwelche generischen Unterlagen übersenden und den Kunden dann damit allein lassen. Der tatsächliche Schutzbedarf wird nicht definiert, sondern einfach verallgemeinert. Damit ist aber Niemandem geholfen. Wir schauen uns als aller erstes an, welche Daten unsere Kunden genau verarbeiten, mit welchen Mitteln, was Stand der Technik bei den Systemen ist, mit denen sie arbeiten und ob es hier einen GAP gibt. Und dann beraten wir unter Berücksichtigung der Implementierungskosten und der tatsächlichen Risiken, um ein angemessenes Schutzniveau herzustellen.

Behindert der Datenschutz die Entwicklung und Nutzung neuer Technologien, wie z.B. AI?

Ich glaube nicht, dass die Antwort auf Datenschutz sein kann weniger Technologie zu nutzen. Die Technologie muss nur so gebaut werden, dass sie unsere Betroffenenrechte schützt. AI braucht nicht überall personenbezogene Daten, um unser Leben besser zu machen. Und wo der Personenbezug nicht erforderlich ist, sollte er eben auch nicht hergestellt werden können. Gleichzeitig bin ich aber häufig darüber schockiert, wie wenig sich die Wirtschaftsführer mit Technologie beschäftigen und wie analog noch häufig gearbeitet wird. Das ist meines Erachtens eine riesige Ressourcenverschwendung. Man könnte sogar sagen, ein Verbrechen an der europäischen Jugend, die Gefahr läuft irgendwann in einem wirtschaftlich abgehängten, irrelevanten Teil der Erde zu leben. Wenn ich meinen Teil dazu beitragen kann, dass dieser Trend aufgehalten wird, indem ich das so klar, deutlich und frech (wie ich bin), den Geschäftsführern meiner Kunden ins Gesicht sage, dann tue ich das gerne!

Previous Article
Next Article

Japan und eine Idee – Niklas Hanitsch im Interview

Japan und eine Idee - Niklas Hanitsch im Interview

Weshalb haben Sie sich beruflich dafür entschieden, als Rechtsanwalt für Datenschutz tätig zu sein?

Ich habe mich schon immer für die Schnittstelle zwischen IT und Recht interessiert. Also die technischen- und gesellschaftspolitischen Entwicklungen, die uns dazu zwingen, unser Recht zu ändern. Als die Väter unserer Verfassung die ersten 20 Artikel des Grundgesetzes verfasst haben, war noch nicht abzusehen, dass wir irgendwann jede Mahlzeit auf Instagram posten würden. Deshalb musste das Recht auf informationelle Selbstbestimmung später in unsere Verfassung hineingelesen werden. Ein typisches Beispiel für diese Entwicklung. Darüber hinaus liebe ich meinen Job, weil er mir erlaubt, inspirierende Menschen aus den unterschiedlichsten Branchen kennen zu lernen, viel unterwegs zu sein und die Digitalisierung an vorderster Front in spannenden Beratungsprojekten voran zu treiben.

Zusammen mit Manuel Stahl haben Sie das Unternehmen gegründet. Wie kam es dazu?

Long story short: Ein fröhlicher und ausgelassener Abend auf einer Japan-Reise hat eine gewisse Rolle dabei gespielt. (lacht)

Ich war in der Zeit bei Amazon und Manuel bei einer Investmentboutique. Wir beide wollten in die Selbstständigkeit gehen und haben uns auf Anhieb verstanden. Kennen Sie diese Abende, an denen man es mit Leuten, die man gerade erst kennen gelernt hat, für eine gute Idee hält ein Startup oder eine Band zu gründen, die Leute dann aber nie wiedersieht!? Nun ja, wir haben uns wiedergesehen und mussten auch nüchtern betrachtet feststellen, dass wir es beide ernst meinen und bereit sind viel Blut, Schweiß und Zeit zu investieren. Fast forward ca. 4 Jahre durchgearbeitete Wochenenden und eine Freundschaft, die in der Zeit immer intensiver geworden ist. So ist Manuel in diesem Jahr zu meinem Trauzeugen geworden.

Was ist eins der häufigsten Anliegen Ihrer Mandanten und warum?

Das kann man nicht allgemein ausdrücken. Der Datenschutzbeauftragte hat gewisse Daueraufgaben wahrzunehmen. Dazu gehören etwa Schulungen, Beratung, und die Zusammenarbeit mit den Aufsichtsbehörden. Aber darüber hinaus ist kein Mandat wie das andere. Mein Job hat mich schon in den Tower eines Flughafens geführt, als Mediator an den Verhandlungstisch mit Betriebsräten und Vorständen, in Server-Farmen und in die schönsten Eckbüros überall in der Bundesrepublik. Datenschutz ist Chefsache und die Chefs, die das verstanden haben, schätzen mich als immer erreichbaren Ansprechpartner, der betriebswirtschaftlich denkt und Probleme löst.

Was war bisher Ihr spannendstes Projekt bei der secjur GmbH?

Wie meine Antwort auf die vorangegangene Frage erahnen lässt, gibt es da Einige. Da ich Naturwissenschafts-Nerd bin, würde ich aber unsere Projekte in der Pharma- und Telemedizin nennen. Die datenschutzrechtlichen Implikationen der dortigen Entwicklungen übersteigen einfach alles, was wir uns heute vorstellen können. Wer einen kleinen Einblick in den Bereich haben will, dem kann ich nur wärmstens das Buch „Zukunftsmedizin” von Thomas Schulz empfehlen.

Was ist die besondere Stärke der secjur GmbH?

Ganz klar unsere Interdisziplinarität. Wir haben Juristen, ITler, Betriebswirte und wählen intern nochmal den Berater anhand seiner Branchen-Spezialisierung. Das heißt unsere Berater wissen wirklich wovon sie reden. Wir übernehmen regelmäßig Mandate von anderen Datenschutzbeauftragten, deren Kunden nicht zufrieden waren. Und mit einigen positiven Ausnahmen sehen wir, dass viele Dienstleister ihren Mandanten irgendwelche generischen Unterlagen übersenden und den Kunden dann damit allein lassen. Der tatsächliche Schutzbedarf wird nicht definiert, sondern einfach verallgemeinert. Damit ist aber Niemandem geholfen. Wir schauen uns als aller erstes an, welche Daten unsere Kunden genau verarbeiten, mit welchen Mitteln, was Stand der Technik bei den Systemen ist, mit denen sie arbeiten und ob es hier einen GAP gibt. Und dann beraten wir unter Berücksichtigung der Implementierungskosten und der tatsächlichen Risiken, um ein angemessenes Schutzniveau herzustellen.

Behindert der Datenschutz die Entwicklung und Nutzung neuer Technologien, wie z.B. AI?

Ich glaube nicht, dass die Antwort auf Datenschutz sein kann weniger Technologie zu nutzen. Die Technologie muss nur so gebaut werden, dass sie unsere Betroffenenrechte schützt. AI braucht nicht überall personenbezogene Daten, um unser Leben besser zu machen. Und wo der Personenbezug nicht erforderlich ist, sollte er eben auch nicht hergestellt werden können. Gleichzeitig bin ich aber häufig darüber schockiert, wie wenig sich die Wirtschaftsführer mit Technologie beschäftigen und wie analog noch häufig gearbeitet wird. Das ist meines Erachtens eine riesige Ressourcenverschwendung. Man könnte sogar sagen, ein Verbrechen an der europäischen Jugend, die Gefahr läuft irgendwann in einem wirtschaftlich abgehängten, irrelevanten Teil der Erde zu leben. Wenn ich meinen Teil dazu beitragen kann, dass dieser Trend aufgehalten wird, indem ich das so klar, deutlich und frech (wie ich bin), den Geschäftsführern meiner Kunden ins Gesicht sage, dann tue ich das gerne!