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Monitoring nach NIS2: So geht automatisierte Überwachung

Monitoring nach NIS2: So geht automatisierte Überwachung

Niklas Hanitsch

Volljurist und Compliance-Experte

September 5, 2025

7 min

Als Jurist mit langjähriger Erfahrung als Anwalt für Datenschutz und IT-Recht kennt Niklas die Antwort auf so gut wie jede Frage im Bereich der digitalen Compliance. Er war in der Vergangenheit unter anderem für Taylor Wessing und Amazon tätig. Als Gründer und Geschäftsführer von SECJUR, lässt Niklas sein Wissen vor allem in die Produktentwicklung unserer Compliance-Automatisierungsplattform einfließen.

Key Takeaways

Nehmen wir an, ein unbemerkter Angreifer verschafft sich um 3 Uhr nachts Zugang zu Ihrem Netzwerk. Er verhält sich zunächst unauffällig, kopiert langsam sensible Daten und bereitet einen größeren Schlag vor. Mit herkömmlichen Sicherheitssystemen würde dieser Vorfall vielleicht erst Tage später bei einer manuellen Prüfung auffallen – oder schlimmer noch, wenn es bereits zu spät ist. Für die Geschäftsführung bedeutet das nicht nur einen massiven Imageschaden, sondern seit der Einführung der NIS2-Richtlinie auch ein direktes, persönliches Haftungsrisiko.

Die gute Nachricht: Es gibt eine bewährte Methode, um genau das zu verhindern. Kontinuierliches Monitoring ist kein technisches Schlagwort mehr, sondern das zentrale Werkzeug, mit dem Sie Ihre Sorgfaltspflicht nachweisen und Ihr Unternehmen wirksam schützen. Es geht nicht darum, IT-Probleme zu finden, sondern darum, die Widerstandsfähigkeit Ihres Unternehmens strategisch zu steuern.

In diesem Leitfaden tauchen wir tief in die Praxis des kontinuierlichen Monitorings ein. Wir erklären, warum alte Ansätze nicht mehr ausreichen und wie moderne, KI-gestützte Systeme Ihnen helfen, Angreifern immer einen Schritt voraus zu sein – und dabei die strengen NIS2-Anforderungen zu erfüllen.

Vom Gesetz zur Praxis: Was bedeutet „kontinuierliches Monitoring“ wirklich?

Auf den ersten Blick klingt „kontinuierliches Monitoring“ einfach nach ständiger Überwachung. Doch im Kontext von NIS2 steckt viel mehr dahinter. Es ist der Wandel von einer reaktiven zu einer proaktiven Sicherheitsphilosophie. Anstatt nur auf Alarme zu reagieren, geht es darum, die Sicherheitslage in Echtzeit zu verstehen, Anomalien sofort zu erkennen und Bedrohungen abzuwehren, bevor sie Schaden anrichten können.

Artikel 21 der NIS2-Richtlinie fordert von Unternehmen, „geeignete und verhältnismäßige technische, operative und organisatorische Maßnahmen“, um Risiken zu beherrschen. Darunter fallen explizit die Sicherheit in der Systembeschaffung, -entwicklung und -wartung sowie die Bewertung der Wirksamkeit dieser Maßnahmen.

Das bedeutet übersetzt:

  1. Sie müssen wissen, was in Ihrem Netzwerk passiert. Dazu gehört die lückenlose Erfassung von Ereignissen (Logs) von allen relevanten Systemen wie Servern, Firewalls, Endgeräten und Cloud-Diensten.
  2. Sie müssen diese Informationen bewerten. Das reine Sammeln von Log-Daten reicht nicht aus. NIS2 verlangt, dass Sie diese Daten aktiv analysieren, um Bedrohungen und Schwachstellen zu identifizieren.
  3. Sie müssen schnell reagieren können. Bei einem erkannten Sicherheitsvorfall müssen Sie definierte Prozesse haben, um den Schaden zu begrenzen und den Vorfall zu beheben.

Achtung, Denkfehler: Nur Logs zu sammeln, ist keine Überwachung!

Ein häufiger Fehler ist die Annahme, dass die Installation eines Log-Management-Systems ausreicht. Tausende von Log-Einträgen pro Minute zu sammeln, ohne sie intelligent auszuwerten, ist wie tausende von Überwachungskameras zu installieren, aber niemanden vor die Monitore zu setzen. Ohne eine automatisierte Analyse ist es für Menschen unmöglich, in dieser Datenflut die eine kritische Anomalie zu finden, die auf einen Angriff hindeutet.

Die Grenzen des Gestern: Warum traditionelle Überwachung für NIS2 nicht ausreicht

Viele Unternehmen setzen noch auf traditionelle, regelbasierte Überwachungssysteme. Diese funktionieren nach einem einfachen Prinzip: Ein Administrator definiert Regeln (z. B. „Alarmiere mich, wenn sich jemand zehnmal mit einem falschen Passwort anmeldet“). Das Problem? Diese Methode ist nicht mehr zeitgemäß.

Die Nachteile traditioneller Systeme:

  • Sie erkennen nur bekannte Bedrohungen: Ein regelbasiertes System kann nur das finden, was man ihm vorher beigebracht hat. Neue, raffinierte Angriffsmethoden (Zero-Day-Exploits) fliegen unter dem Radar hindurch.
  • Sie erzeugen „Alarm-Müdigkeit“: Falsch konfigurierte Regeln führen zu einer Flut von Fehlalarmen (False Positives). Irgendwann werden echte Warnungen im Rauschen übersehen.
  • Hoher manueller Aufwand: Die Regeln müssen ständig manuell gepflegt, angepasst und erweitert werden. Das bindet wertvolle Ressourcen, die an anderer Stelle fehlen.

Die moderne Monitoring-Architektur: So funktioniert automatisierte Überwachung heute

Um den Anforderungen von NIS2 gerecht zu werden, braucht es eine moderne, intelligente Architektur. Das Herzstück einer solchen Lösung ist eine automatisierte Compliance-Plattform, die Daten aus verschiedenen Quellen zentralisiert und mithilfe von künstlicher Intelligenz analysiert.

Die Kernkomponenten erklärt:

  1. Datenquellen: Hier werden Log-Daten und Ereignisse aus allen relevanten Systemen gesammelt – von Firewalls und Servern über Cloud-Anwendungen bis hin zu den Laptops der Mitarbeiter.
  2. SIEM (Security Information and Event Management): Das SIEM ist die zentrale Sammelstelle. Es aggregiert, normalisiert und speichert die Daten, um eine einheitliche Grundlage für die Analyse zu schaffen.
  3. KI-Analyse-Engine: Das ist der entscheidende Unterschied. Anstatt starrer Regeln analysieren hier Algorithmen des maschinellen Lernens die Datenströme. Sie lernen das normale Verhalten von Nutzern und Systemen und erkennen verdächtige Abweichungen in Echtzeit.
  4. Alarmierung & SOAR (Security Orchestration, Automation and Response): Wird eine echte Bedrohung erkannt, löst das System nicht nur einen Alarm aus, sondern kann auch automatisch erste Gegenmaßnahmen einleiten – zum Beispiel einen betroffenen Account sperren oder ein Gerät vom Netzwerk isolieren.

Der Game-Changer: Die Rolle von KI im Detail

Was macht die KI in diesem Prozess so wirkungsvoll? Sie ahmt die analytischen Fähigkeiten eines menschlichen Sicherheitsexperten nach, arbeitet aber rund um die Uhr und in Maschinengeschwindigkeit.

Drei konkrete Beispiele für KI in Aktion:

  •  Aha-Moment 1: Baseline Anomaly Detection

Das System beobachtet über einige Wochen den „normalen“ Netzwerkverkehr und das Nutzerverhalten. Es lernt, dass die Buchhaltung immer zwischen 8 und 17 Uhr auf bestimmte Server zugreift und Datenübertragungen selten größer als 100 MB sind. Wenn nun plötzlich ein Account aus der Buchhaltung um 3 Uhr nachts versucht, 10 GB an Daten auf einen unbekannten Server zu übertragen, schlägt die KI sofort Alarm. Ein regelbasiertes System hätte dies wahrscheinlich nicht als Bedrohung erkannt.

  •  Aha-Moment 2: User and Entity Behavior Analytics (UEBA)

Ein Mitarbeiter, der normalerweise nur auf Marketing-Dokumente zugreift, versucht plötzlich, auf Entwickler-Repositories oder die Personaldatenbank zuzugreifen. Selbst wenn seine Zugangsdaten korrekt sind (vielleicht wurden sie gestohlen), erkennt die UEBA-Engine dieses Verhalten als untypisch und hochriskant und löst eine Warnung aus.

  •  Aha-Moment 3: Threat Intelligence Correlation

Ihr System registriert einen Anmeldeversuch aus einer verdächtigen IP-Adresse. Die KI gleicht diese IP-Adresse automatisch mit globalen Datenbanken für Bedrohungsdaten ab. Stellt sie fest, dass diese Adresse Teil eines bekannten Botnetzes ist, das für Ransomware-Angriffe genutzt wird, wird der Alarm sofort auf die höchste Prioritätsstufe gesetzt und der Zugriff blockiert.

Was das für die Geschäftsführung bedeutet: Diese KI-gestützten Mechanismen sind nicht nur technische Spielereien. Sie sind Ihr bester Beweis gegenüber Prüfern und Behörden, dass Sie Ihrer Sorgfaltspflicht nach Artikel 21 nachkommen. Sie zeigen, dass Sie nicht nur Daten sammeln, sondern die Wirksamkeit Ihrer Sicherheitsmaßnahmen aktiv und kontinuierlich bewerten – genau wie von NIS2 gefordert.

In 4 Schritten zum automatisierten Monitoring-System

Die Einführung eines solchen Systems mag komplex klingen, lässt sich aber in vier überschaubare Phasen gliedern. Eine Plattform wie das Digital Compliance Office wurde entwickelt, um Unternehmen durch genau diesen Prozess zu führen.

Phase 1: Inventur & Risikoanalyse

  •  Was? Identifizieren Sie Ihre wichtigsten digitalen Werte (Kronjuwelen) und die Systeme, die sie schützen. Welche Daten sind kritisch? Welche Prozesse dürfen nicht ausfallen?
  •  Warum? Sie können nicht alles mit der gleichen Intensität überwachen. Konzentrieren Sie sich auf das, was für Ihr Geschäft am wichtigsten ist. Dies ist auch eine Kernanforderung vieler Informationssicherheits-Frameworks wie der ISO 27001 Zertifizierung.

Phase 2: Die richtige Lösung auswählen

  • Was? Evaluieren Sie Werkzeuge, die KI-gestützte Analyse, eine breite Konnektivität (APIs) und Automatisierungsfunktionen (SOAR) bieten. Achten Sie auf eine intuitive Benutzeroberfläche.
  • Warum? Die beste Technologie nützt nichts, wenn sie zu komplex ist, um sie effektiv zu nutzen. Ziel ist es, Ihr Team zu entlasten, nicht zusätzlich zu belasten.

Phase 3: Konfiguration & Baseline-Erstellung

  • Was? Binden Sie Ihre Datenquellen an das System an und geben Sie der KI Zeit, die „Baseline“ – also das Normalverhalten – zu lernen. Dies dauert in der Regel 14 bis 30 Tage.
  • Warum? Eine präzise Baseline ist die Grundlage für eine genaue Anomalieerkennung und minimiert die Anzahl der Fehlalarme.

Phase 4: Alarmierung & Incident Response

  • Was? Definieren Sie klare Prozesse: Wer wird bei welchem Alarm benachrichtigt? Welche automatisierten Aktionen sollen ausgelöst werden?
  • Warum? Schnelligkeit ist im Ernstfall entscheidend. Ein gut definierter und teilautomatisierter Incident-Response-Prozess kann den Unterschied zwischen einem kleinen Störfall und einer ausgewachsenen Krise ausmachen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was sind die wichtigsten Anforderungen von NIS2 an das Monitoring?

NIS2 fordert eine kontinuierliche Überwachung und Bewertung der Wirksamkeit Ihrer Sicherheitsmaßnahmen. Das bedeutet, Sie müssen nicht nur wissen, was in Ihren Systemen passiert (Logging), sondern diese Informationen auch aktiv analysieren, um Risiken und Angriffe frühzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren.

Reicht ein einfaches SIEM-System für NIS2 aus?

Ein traditionelles SIEM, das nur Logs sammelt und regelbasierte Alarme auslöst, reicht oft nicht aus. Um die Anforderung der „Bewertung der Wirksamkeit“ zu erfüllen, benötigen Sie eine intelligente Analyse-Schicht, idealerweise mit KI-Funktionen, die Anomalien und komplexe Angriffsmuster erkennen kann, die starren Regeln entgehen.

Wie fange ich am besten mit der Umsetzung an?

Beginnen Sie mit einer Risikoanalyse (Phase 1). Verstehen Sie, welche Ihrer Systeme und Daten am schützenswertesten sind. Dies gibt Ihnen eine klare Priorität für die Implementierung des Monitorings. Eine geführte Plattform kann diesen Prozess erheblich vereinfachen.

Welche Rolle spielt die Geschäftsführung beim kontinuierlichen Monitoring?

Die Geschäftsführung trägt laut NIS2 die Endverantwortung. Sie muss sicherstellen, dass die notwendigen Ressourcen (Budget, Personal) für ein wirksames Monitoring bereitgestellt werden. Das Monitoring-System liefert im Gegenzug die Daten, die die Geschäftsführung benötigt, um ihrer Rechenschaftspflicht nachzukommen und zu beweisen, dass sie die Cyber-Risiken im Griff hat.

Ihr nächster Schritt zur NIS2-Compliance

Kontinuierliches, KI-gestütztes Monitoring ist keine Option mehr, sondern eine strategische Notwendigkeit für jedes Unternehmen, das unter die NIS2-Richtlinie fällt. Es ist Ihr stärkstes Instrument, um die komplexen gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, die persönliche Haftung der Geschäftsführung zu minimieren und eine robuste, widerstandsfähige Cyber-Abwehr aufzubauen.

Die Umstellung von reaktiven auf proaktive Sicherheit mag wie eine große Aufgabe erscheinen, aber mit den richtigen Werkzeugen und einem klaren Plan ist sie absolut machbar. Moderne Compliance-Plattformen nehmen Ihnen die Komplexität ab und ermöglichen es Ihnen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Ihr Unternehmen sicher in die Zukunft zu führen.

Wenn Sie erfahren möchten, wie eine automatisierte Plattform wie das Digital Compliance Office Sie bei der Umsetzung der NIS2-Anforderungen unterstützen kann, stehen Ihnen unsere Experten gerne zur Seite.

Kontinuierliches Monitoring nach NIS2: Ihr Weg zur automatisierten Cyber-Abwehr

Stellen Sie sich vor, ein unbemerkter Angreifer verschafft sich um 3 Uhr nachts Zugang zu Ihrem Netzwerk. Er verhält sich zunächst unauffällig, kopiert langsam sensible Daten und bereitet einen größeren Schlag vor. Mit herkömmlichen Sicherheitssystemen würde dieser Vorfall vielleicht erst Tage später bei einer manuellen Prüfung auffallen – oder schlimmer noch, wenn es bereits zu spät ist. Für die Geschäftsführung bedeutet das nicht nur einen massiven Imageschaden, sondern seit der Einführung der NIS2-Richtlinie auch ein direktes, persönliches Haftungsrisiko.

Die gute Nachricht: Es gibt eine bewährte Methode, um genau das zu verhindern. Kontinuierliches Monitoring ist kein technisches Schlagwort mehr, sondern das zentrale Werkzeug, mit dem Sie Ihre Sorgfaltspflicht nachweisen und Ihr Unternehmen wirksam schützen. Es geht nicht darum, IT-Probleme zu finden, sondern darum, die Widerstandsfähigkeit Ihres Unternehmens strategisch zu steuern.

In diesem Leitfaden tauchen wir tief in die Praxis des kontinuierlichen Monitorings ein. Wir erklären, warum alte Ansätze nicht mehr ausreichen und wie moderne, KI-gestützte Systeme Ihnen helfen, Angreifern immer einen Schritt voraus zu sein – und dabei die strengen NIS2-Anforderungen zu erfüllen.

Vom Gesetz zur Praxis: Was bedeutet „kontinuierliches Monitoring“ wirklich?

Auf den ersten Blick klingt „kontinuierliches Monitoring“ einfach nach ständiger Überwachung. Doch im Kontext von NIS2 steckt viel mehr dahinter. Es ist der Wandel von einer reaktiven zu einer proaktiven Sicherheitsphilosophie. Anstatt nur auf Alarme zu reagieren, geht es darum, die Sicherheitslage in Echtzeit zu verstehen, Anomalien sofort zu erkennen und Bedrohungen abzuwehren, bevor sie Schaden anrichten können.

Artikel 21 der NIS2-Richtlinie fordert von Unternehmen, „geeignete und verhältnismäßige technische, operative und organisatorische Maßnahmen“, um Risiken zu beherrschen. Darunter fallen explizit die Sicherheit in der Systembeschaffung, -entwicklung und -wartung sowie die Bewertung der Wirksamkeit dieser Maßnahmen.

Das bedeutet übersetzt:

  1. Sie müssen wissen, was in Ihrem Netzwerk passiert. Dazu gehört die lückenlose Erfassung von Ereignissen (Logs) von allen relevanten Systemen wie Servern, Firewalls, Endgeräten und Cloud-Diensten.
  2. Sie müssen diese Informationen bewerten. Das reine Sammeln von Log-Daten reicht nicht aus. NIS2 verlangt, dass Sie diese Daten aktiv analysieren, um Bedrohungen und Schwachstellen zu identifizieren.
  3. Sie müssen schnell reagieren können. Bei einem erkannten Sicherheitsvorfall müssen Sie definierte Prozesse haben, um den Schaden zu begrenzen und den Vorfall zu beheben.

Achtung, Denkfehler: Nur Logs zu sammeln, ist keine Überwachung!

Ein häufiger Fehler ist die Annahme, dass die Installation eines Log-Management-Systems ausreicht. Tausende von Log-Einträgen pro Minute zu sammeln, ohne sie intelligent auszuwerten, ist wie tausende von Überwachungskameras zu installieren, aber niemanden vor die Monitore zu setzen. Ohne eine automatisierte Analyse ist es für Menschen unmöglich, in dieser Datenflut die eine kritische Anomalie zu finden, die auf einen Angriff hindeutet.

Die Grenzen des Gestern: Warum traditionelle Überwachung für NIS2 nicht ausreicht

Viele Unternehmen setzen noch auf traditionelle, regelbasierte Überwachungssysteme. Diese funktionieren nach einem einfachen Prinzip: Ein Administrator definiert Regeln (z. B. „Alarmiere mich, wenn sich jemand zehnmal mit einem falschen Passwort anmeldet“). Das Problem? Diese Methode ist nicht mehr zeitgemäß.

Die Nachteile traditioneller Systeme:

  •  Sie erkennen nur bekannte Bedrohungen: Ein regelbasiertes System kann nur das finden, was man ihm vorher beigebracht hat. Neue, raffinierte Angriffsmethoden (Zero-Day-Exploits) fliegen unter dem Radar hindurch.
  •  Sie erzeugen „Alarm-Müdigkeit“: Falsch konfigurierte Regeln führen zu einer Flut von Fehlalarmen (False Positives). Irgendwann werden echte Warnungen im Rauschen übersehen.
  •  Hoher manueller Aufwand: Die Regeln müssen ständig manuell gepflegt, angepasst und erweitert werden. Das bindet wertvolle Ressourcen, die an anderer Stelle fehlen.

Die moderne Monitoring-Architektur: So funktioniert automatisierte Überwachung heute

Um den Anforderungen von NIS2 gerecht zu werden, braucht es eine moderne, intelligente Architektur. Das Herzstück einer solchen Lösung ist eine automatisierte Compliance-Plattform, die Daten aus verschiedenen Quellen zentralisiert und mithilfe von künstlicher Intelligenz analysiert.

Die Kernkomponenten erklärt:

  1. Datenquellen: Hier werden Log-Daten und Ereignisse aus allen relevanten Systemen gesammelt – von Firewalls und Servern über Cloud-Anwendungen bis hin zu den Laptops der Mitarbeiter.
  2. SIEM (Security Information and Event Management): Das SIEM ist die zentrale Sammelstelle. Es aggregiert, normalisiert und speichert die Daten, um eine einheitliche Grundlage für die Analyse zu schaffen.
  3. KI-Analyse-Engine: Das ist der entscheidende Unterschied. Anstatt starrer Regeln analysieren hier Algorithmen des maschinellen Lernens die Datenströme. Sie lernen das normale Verhalten von Nutzern und Systemen und erkennen verdächtige Abweichungen in Echtzeit.
  4. Alarmierung & SOAR (Security Orchestration, Automation and Response): Wird eine echte Bedrohung erkannt, löst das System nicht nur einen Alarm aus, sondern kann auch automatisch erste Gegenmaßnahmen einleiten – zum Beispiel einen betroffenen Account sperren oder ein Gerät vom Netzwerk isolieren.

Der Game-Changer: Die Rolle von KI im Detail

Was macht die KI in diesem Prozess so wirkungsvoll? Sie ahmt die analytischen Fähigkeiten eines menschlichen Sicherheitsexperten nach, arbeitet aber rund um die Uhr und in Maschinengeschwindigkeit.

Drei konkrete Beispiele für KI in Aktion:

  •  Aha-Moment 1: Baseline Anomaly Detection

Das System beobachtet über einige Wochen den „normalen“ Netzwerkverkehr und das Nutzerverhalten. Es lernt, dass die Buchhaltung immer zwischen 8 und 17 Uhr auf bestimmte Server zugreift und Datenübertragungen selten größer als 100 MB sind. Wenn nun plötzlich ein Account aus der Buchhaltung um 3 Uhr nachts versucht, 10 GB an Daten auf einen unbekannten Server zu übertragen, schlägt die KI sofort Alarm. Ein regelbasiertes System hätte dies wahrscheinlich nicht als Bedrohung erkannt.

  •  Aha-Moment 2: User and Entity Behavior Analytics (UEBA)

Ein Mitarbeiter, der normalerweise nur auf Marketing-Dokumente zugreift, versucht plötzlich, auf Entwickler-Repositories oder die Personaldatenbank zuzugreifen. Selbst wenn seine Zugangsdaten korrekt sind (vielleicht wurden sie gestohlen), erkennt die UEBA-Engine dieses Verhalten als untypisch und hochriskant und löst eine Warnung aus.

  •  Aha-Moment 3: Threat Intelligence Correlation

Ihr System registriert einen Anmeldeversuch aus einer verdächtigen IP-Adresse. Die KI gleicht diese IP-Adresse automatisch mit globalen Datenbanken für Bedrohungsdaten ab. Stellt sie fest, dass diese Adresse Teil eines bekannten Botnetzes ist, das für Ransomware-Angriffe genutzt wird, wird der Alarm sofort auf die höchste Prioritätsstufe gesetzt und der Zugriff blockiert.

Was das für die Geschäftsführung bedeutet: Diese KI-gestützten Mechanismen sind nicht nur technische Spielereien. Sie sind Ihr bester Beweis gegenüber Prüfern und Behörden, dass Sie Ihrer Sorgfaltspflicht nach Artikel 21 nachkommen. Sie zeigen, dass Sie nicht nur Daten sammeln, sondern die Wirksamkeit Ihrer Sicherheitsmaßnahmen aktiv und kontinuierlich bewerten – genau wie von NIS2 gefordert.

In 4 Schritten zum automatisierten Monitoring-System

Die Einführung eines solchen Systems mag komplex klingen, lässt sich aber in vier überschaubare Phasen gliedern. Eine Plattform wie das Digital Compliance Office wurde entwickelt, um Unternehmen durch genau diesen Prozess zu führen.

Phase 1: Inventur & Risikoanalyse

  • Was? Identifizieren Sie Ihre wichtigsten digitalen Werte (Kronjuwelen) und die Systeme, die sie schützen. Welche Daten sind kritisch? Welche Prozesse dürfen nicht ausfallen?
  • Warum? Sie können nicht alles mit der gleichen Intensität überwachen. Konzentrieren Sie sich auf das, was für Ihr Geschäft am wichtigsten ist. Dies ist auch eine Kernanforderung vieler Informationssicherheits-Frameworks wie der ISO 27001 Zertifizierung.

Phase 2: Die richtige Lösung auswählen

  • Was? Evaluieren Sie Werkzeuge, die KI-gestützte Analyse, eine breite Konnektivität (APIs) und Automatisierungsfunktionen (SOAR) bieten. Achten Sie auf eine intuitive Benutzeroberfläche.
  • Warum? Die beste Technologie nützt nichts, wenn sie zu komplex ist, um sie effektiv zu nutzen. Ziel ist es, Ihr Team zu entlasten, nicht zusätzlich zu belasten.

Phase 3: Konfiguration & Baseline-Erstellung

  • Was? Binden Sie Ihre Datenquellen an das System an und geben Sie der KI Zeit, die „Baseline“ – also das Normalverhalten – zu lernen. Dies dauert in der Regel 14 bis 30 Tage.
  • Warum? Eine präzise Baseline ist die Grundlage für eine genaue Anomalieerkennung und minimiert die Anzahl der Fehlalarme.

Phase 4: Alarmierung & Incident Response

  • Was? Definieren Sie klare Prozesse: Wer wird bei welchem Alarm benachrichtigt? Welche automatisierten Aktionen sollen ausgelöst werden?
  • Warum? Schnelligkeit ist im Ernstfall entscheidend. Ein gut definierter und teilautomatisierter Incident-Response-Prozess kann den Unterschied zwischen einem kleinen Störfall und einer ausgewachsenen Krise ausmachen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was sind die wichtigsten Anforderungen von NIS2 an das Monitoring?

NIS2 fordert eine kontinuierliche Überwachung und Bewertung der Wirksamkeit Ihrer Sicherheitsmaßnahmen. Das bedeutet, Sie müssen nicht nur wissen, was in Ihren Systemen passiert (Logging), sondern diese Informationen auch aktiv analysieren, um Risiken und Angriffe frühzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren.

Reicht ein einfaches SIEM-System für NIS2 aus?

Ein traditionelles SIEM, das nur Logs sammelt und regelbasierte Alarme auslöst, reicht oft nicht aus. Um die Anforderung der „Bewertung der Wirksamkeit“ zu erfüllen, benötigen Sie eine intelligente Analyse-Schicht, idealerweise mit KI-Funktionen, die Anomalien und komplexe Angriffsmuster erkennen kann, die starren Regeln entgehen.

Wie fange ich am besten mit der Umsetzung an?

Beginnen Sie mit einer Risikoanalyse (Phase 1). Verstehen Sie, welche Ihrer Systeme und Daten am schützenswertesten sind. Dies gibt Ihnen eine klare Priorität für die Implementierung des Monitorings. Eine geführte Plattform kann diesen Prozess erheblich vereinfachen.

Welche Rolle spielt die Geschäftsführung beim kontinuierlichen Monitoring?

Die Geschäftsführung trägt laut NIS2 die Endverantwortung. Sie muss sicherstellen, dass die notwendigen Ressourcen (Budget, Personal) für ein wirksames Monitoring bereitgestellt werden. Das Monitoring-System liefert im Gegenzug die Daten, die die Geschäftsführung benötigt, um ihrer Rechenschaftspflicht nachzukommen und zu beweisen, dass sie die Cyber-Risiken im Griff hat.

Ihr nächster Schritt zur NIS2-Compliance

Kontinuierliches, KI-gestütztes Monitoring ist keine Option mehr, sondern eine strategische Notwendigkeit für jedes Unternehmen, das unter die NIS2-Richtlinie fällt. Es ist Ihr stärkstes Instrument, um die komplexen gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, die persönliche Haftung der Geschäftsführung zu minimieren und eine robuste, widerstandsfähige Cyber-Abwehr aufzubauen.

Die Umstellung von reaktiven auf proaktive Sicherheit mag wie eine große Aufgabe erscheinen, aber mit den richtigen Werkzeugen und einem klaren Plan ist sie absolut machbar. Moderne Compliance-Plattformen nehmen Ihnen die Komplexität ab und ermöglichen es Ihnen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Ihr Unternehmen sicher in die Zukunft zu führen.

Wenn Sie erfahren möchten, wie eine automatisierte Plattform wie das Digital Compliance Office Sie bei der Umsetzung der NIS2-Anforderungen unterstützen kann, stehen Ihnen unsere Experten gerne zur Seite.

Niklas Hanitsch

Als Jurist mit langjähriger Erfahrung als Anwalt für Datenschutz und IT-Recht kennt Niklas die Antwort auf so gut wie jede Frage im Bereich der digitalen Compliance. Er war in der Vergangenheit unter anderem für Taylor Wessing und Amazon tätig. Als Gründer und Geschäftsführer von SECJUR, lässt Niklas sein Wissen vor allem in die Produktentwicklung unserer Compliance-Automatisierungsplattform einfließen.

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