

September 5, 2025
5 min
Stellen Sie sich vor: Es ist Freitagnachmittag und in Ihrem Unternehmen kommt es zu einem kritischen IT-Sicherheitsvorfall. Während Ihr Team fieberhaft versucht, den Schaden zu begrenzen, tickt im Hintergrund eine unsichtbare Uhr. Nach der neuen NIS2-Richtlinie haben Sie genau 24 Stunden Zeit, eine erste Meldung an die zuständigen Behörden zu machen. Schaffen Sie das? Haben Sie alle nötigen Informationen parat und den richtigen Ansprechpartner zur Hand?
Für viele Unternehmen ist dieses Szenario ein Albtraum. Die strengen, mehrstufigen Meldepflichten der NIS2-Richtlinie sind eine der größten operativen Herausforderungen. Manuell sind diese kaum zu bewältigen. Die gute Nachricht: Sie müssen es auch nicht. Durch die Automatisierung des Incident-Response- und Meldeprozesses verwandeln Sie eine tickende Zeitbombe in einen kontrollierten, beherrschbaren Vorgang.
In diesem Artikel erklären wir Ihnen, wie Sie Ihre Meldepflichten nicht nur erfüllen, sondern automatisieren können, um im Ernstfall schnell, präzise und compliant zu handeln.
Die NIS2-Richtlinie soll die allgemeine Cybersicherheit in der EU stärken. Ein zentraler Baustein dafür ist die Pflicht, „erhebliche Sicherheitsvorfälle“ zu melden. Ziel ist es, den Behörden wie dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ein klares Lagebild zu ermöglichen und bei Bedarf koordiniert reagieren zu können.
Doch was genau bedeutet das für Ihr Unternehmen?
Nicht jeder kleine IT-Zwischenfall ist meldepflichtig. Die NIS2-Richtlinie zielt auf Vorfälle ab, die das Potenzial haben, den Betrieb Ihrer Dienste oder die Sicherheit Ihrer Systeme empfindlich zu stören. Ein Sicherheitsvorfall gilt laut BSI als erheblich, wenn er:
Um das greifbarer zu machen, sollten Sie intern klare Kriterien definieren. Fragen Sie sich zum Beispiel:
Ein Ransomware-Angriff, der Ihre Produktion lahmlegt, ist mit Sicherheit erheblich. Ein kurzzeitiger Ausfall einer internen Webseite eher nicht. Die richtige und schnelle Klassifizierung ist der erste kritische Schritt – und ein Prozess, der durch eine Compliance-Plattform enorm erleichtert wird.
Die NIS2-Meldepflicht ist kein einmaliger Akt, sondern ein mehrstufiger Prozess mit sehr engen Zeitfenstern. Jeder Schritt erfordert spezifische Informationen.
Stufe 1: Frühwarnung (innerhalb von 24 Stunden)
Hier geht es um Geschwindigkeit. Sie müssen dem BSI und der zuständigen CSIRT (Computer Security Incident Response Team) mitteilen, dass etwas passiert ist. Diese Erstmeldung sollte enthalten, ob der Verdacht auf eine rechtswidrige oder böswillige Handlung besteht und ob der Vorfall grenzüberschreitende Auswirkungen haben könnte.
Stufe 2: Folgemeldung (innerhalb von 72 Stunden)
Jetzt sind mehr Details gefragt. Sie müssen eine erste Einschätzung des Vorfalls liefern, einschließlich seiner Schwere, der Auswirkungen und erster Abhilfemaßnahmen. Auch Kompromittierungsindikatoren (Indicators of Compromise, IoCs), die anderen Unternehmen helfen könnten, sich zu schützen, gehören hier rein.
Stufe 3: Abschlussbericht (spätestens 1 Monat nach der Folgemeldung)
Der Abschlussbericht ist eine umfassende Zusammenfassung des Vorfalls. Er sollte eine detaillierte Beschreibung, die eigentliche Ursache, die ergriffenen und geplanten Abhilfemaßnahmen sowie die grenzüberschreitenden Auswirkungen enthalten.
Wenn Sie diese Fristen und Anforderungen sehen, wird schnell klar: Ein manueller Prozess, der auf E-Mails, Telefonanrufen und Excel-Listen basiert, ist zum Scheitern verurteilt. Im Stress eines echten Sicherheitsvorfalls gehen Informationen verloren, die richtigen Personen sind nicht erreichbar und wertvolle Zeit verstreicht.
Die Lösung liegt in der Automatisierung. Ein strukturierter, plattformgestützter Ansatz stellt sicher, dass Sie die Kontrolle behalten und Ihre Pflichten fristgerecht erfüllen.
Die Automatisierung Ihrer Meldepflichten ist kein Hexenwerk, erfordert aber eine strategische Planung. Eine moderne Compliance-Plattform fungiert dabei als zentrales Nervensystem, das Informationen aus verschiedenen Quellen bündelt und in einen klaren, nachvollziehbaren Workflow überführt.
Schritt 1: Aufbau eines NIS2-konformen Incident-Response-Plans
Die Technik ist nur so gut wie der Prozess dahinter. Definieren Sie klar, wer im Falle eines Vorfalls welche Rolle hat (Incident-Response-Team), wie die Kommunikationswege aussehen und nach welchen Kriterien ein Vorfall als „erheblich“ eingestuft wird. Dieser Plan ist die Grundlage für Ihre Automatisierung.
Schritt 2: Technische Voraussetzungen schaffen
Ihre Automatisierung benötigt Daten. Systeme wie SIEM (Security Information and Event Management) oder SOAR (Security Orchestration, Automation and Response) sind die „Augen und Ohren“ Ihrer IT-Infrastruktur. Sie erkennen verdächtige Aktivitäten und können vordefinierte Alarme auslösen.
Schritt 3: Die Compliance-Plattform als „Gehirn“ einsetzen
Hier passiert die Magie. Eine Compliance-Plattform wie das Digital Compliance Office von SECJUR nimmt die technischen Alarme aus Ihren SIEM/SOAR-Systemen entgegen. Anstatt nur einer weiteren E-Mail an einen überlasteten Admin wird der Alarm direkt einem vordefinierten NIS2-Workflow zugeordnet.
Schritt 4: Den Workflow konfigurieren
In der Plattform legen Sie fest, was nach einem Alarm passieren soll:
Schritt 5: Testen, testen, testen
Ein Notfallplan, der nie geübt wurde, ist im Ernstfall wertlos. Führen Sie regelmäßig Simulationen durch, um Ihren automatisierten Prozess zu testen. Funktioniert die Alarmierungskette? Sind alle im Team mit der Plattform vertraut? Nur so stellen Sie sicher, dass im Ernstfall jeder Handgriff sitzt.
Die Automatisierung der Meldepflichten ist mehr als nur die Erfüllung einer gesetzlichen Anforderung. Sie schafft eine zentrale, verlässliche Datenquelle über alle Sicherheitsvorfälle in Ihrem Unternehmen. Diese Daten sind Gold wert.
Durch die Analyse der Vorfälle können Sie Muster erkennen, Schwachstellen identifizieren und Ihre Sicherheitsmaßnahmen gezielt verbessern. So entwickeln Sie sich von einem rein reaktiven Melder zu einem proaktiv handelnden Unternehmen, das seine Resilienz kontinuierlich steigert.
Eine der größten Herausforderungen bleibt die schnelle und korrekte Einstufung eines Vorfalls. Eine visuelle Merkhilfe kann Ihrem Team helfen, im entscheidenden Moment die richtigen Fragen zu stellen und schnell zu einer fundierten Entscheidung zu kommen.
Die NIS2-Meldepflicht verpflichtet betroffene Unternehmen und Organisationen, erhebliche Sicherheitsvorfälle nach einem dreistufigen Verfahren (innerhalb von 24h, 72h und 1 Monat) an die zuständigen nationalen Behörden (in Deutschland primär das BSI) zu melden.
Betroffen sind alle Unternehmen und Organisationen, die unter die NIS2-Richtlinie fallen. Dazu gehören 18 Sektoren, die als „wesentlich“ oder „wichtig“ eingestuft werden, darunter Energie, Verkehr, Gesundheit, digitale Infrastruktur und Abfallwirtschaft. Die genaue Betroffenheit hängt von der Unternehmensgröße und der Kritikalität des Sektors ab.
Das Verpassen der Meldefristen kann als Verstoß gegen die NIS2-Richtlinie gewertet werden und empfindliche Sanktionen nach sich ziehen. Für wesentliche Einrichtungen können Bußgelder von bis zu 10 Millionen Euro oder 2 % des weltweiten Jahresumsatzes verhängt werden – je nachdem, welcher Betrag höher ist.
Die genauen Meldekanäle werden vom BSI bereitgestellt. In der Regel handelt es sich dabei um ein dediziertes Meldeportal. Eine einfache E-Mail ist nicht ausreichend, da die strukturierte Erfassung der Informationen für die Behörden entscheidend ist. Compliance-Plattformen können oft eine Schnittstelle zu diesen Portalen bieten, um die Meldung direkt aus dem System heraus zu übermitteln.
Die NIS2-Meldepflichten sind komplex und die Fristen extrem eng. Der Versuch, diesen Anforderungen mit manuellen Prozessen gerecht zu werden, ist nicht nur ineffizient, sondern auch riskant. Es ist, als würde man versuchen, ein Feuer mit einem Wasserglas zu löschen.
Durch die Automatisierung Ihres Incident-Response- und Meldeprozesses mit einer zentralen Compliance-Plattform verwandeln Sie die Pflicht in eine Stärke. Sie stellen nicht nur die Einhaltung der Vorschriften sicher, sondern schaffen auch Transparenz, reduzieren menschliche Fehler und gewinnen wertvolle Erkenntnisse zur kontinuierlichen Verbesserung Ihrer Cybersicherheit. Die Frage ist nicht mehr, ob Sie automatisieren sollten, sondern wie schnell Sie damit beginnen.
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