Als Jurist mit langjähriger Erfahrung als Anwalt für Datenschutz und IT-Recht kennt Niklas die Antwort auf so gut wie jede Frage im Bereich der digitalen Compliance. Er war in der Vergangenheit unter anderem für Taylor Wessing und Amazon tätig. Als Gründer und Geschäftsführer von SECJUR, lässt Niklas sein Wissen vor allem in die Produktentwicklung unserer Compliance-Automatisierungsplattform einfließen.
Key Takeaways
NIS2 macht wirksames Risikomanagement zur persönlichen Pflicht der Geschäftsführung.
Ein strukturierter 7-Schritte-Prozess ist der Schlüssel zur rechtssicheren Umsetzung.
Lieferkettenrisiken sind ein zentraler Bestandteil der NIS2-Compliance.
Automatisierte Tools reduzieren Aufwand und erhöhen die Nachweissicherheit deutlich.
Die NIS2-Richtlinie ist mehr als nur eine weitere regulatorische Anforderung – sie ist ein grundlegender Wandel in der Art und Weise, wie Unternehmen ihre Cybersicherheit strategisch angehen. Sie wissen wahrscheinlich bereits, dass die Frist näher rückt und die Konsequenzen bei Nichteinhaltung erheblich sind. Doch die eigentliche Herausforderung liegt nicht im Was, sondern im Wie. Während offizielle Stellen wie das BSI die Anforderungen definieren, lassen sie Sie oft mit der Frage allein, wie Sie diese konkret in Ihrem Unternehmen umsetzen sollen.
Dieser Leitfaden schließt diese Lücke. Wir übersetzen die rechtlichen Vorgaben in einen klaren, umsetzbaren Plan, der Ihnen nicht nur hilft, Compliance zu erreichen, sondern auch eine robustere und widerstandsfähigere Sicherheitskultur in Ihrem Unternehmen zu etablieren. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Risikomanagement von einer reaktiven Pflichtübung zu einem proaktiven Wettbewerbsvorteil machen.
Die Dringlichkeit von NIS2 wird oft auf die drohenden Bußgelder reduziert – bis zu 10 Millionen Euro oder 2 % des weltweiten Jahresumsatzes für wesentliche Einrichtungen. Doch der entscheidende Punkt, der oft übersehen wird, ist die direkte persönliche Verantwortung der Geschäftsführung.
Artikel 20 der NIS2-Richtlinie legt unmissverständlich fest, dass Leitungsorgane die Cybersicherheits-Risikomanagementmaßnahmen nicht nur genehmigen, sondern deren Umsetzung auch aktiv überwachen müssen. Sie sind persönlich haftbar und müssen entsprechende Schulungen nachweisen. Diese Verlagerung der Verantwortung von der IT-Abteilung in die Vorstandsetage ist der Kern der NIS2-Philosophie. Ein unzureichendes Risikomanagement ist kein technisches Versäumnis mehr, sondern ein strategisches Managementversagen.
Der Kern von NIS2: Ihre Risikomanagement-Verpflichtungen (Artikel 21 erklärt)
Artikel 21 der NIS2-Richtlinie bildet das Herzstück der operativen Anforderungen. Er schreibt einen "risikobasierten Ansatz" vor und listet zehn konkrete Sicherheitsmaßnahmen auf, die jedes betroffene Unternehmen umsetzen muss. Diese Maßnahmen sind nicht optional – sie sind die Mindestanforderung für Compliance.
Anstatt Sie mit dem juristischen Originaltext zu konfrontieren, haben wir die Kernpunkte in verständliche Handlungsanweisungen übersetzt:
Die NIS2 Anforderungen verlangen einen All-Gefahren-Ansatz, der technische und menschliche Faktoren ebenso berücksichtigt wie physische und umgebungsbedingte Risiken. Es geht darum, ein umfassendes Schutzkonzept zu entwickeln, das auf den spezifischen Risiken Ihres Unternehmens basiert.
Der 7-schrittige NIS2-Risikomanagement-Implementierungsplan
Theorie ist gut, Praxis ist besser. Anstatt bei den Anforderungen stehen zu bleiben, geben wir Ihnen eine praxiserprobte Roadmap an die Hand, mit der Sie Ihr NIS2-Risikomanagement systematisch aufbauen.
Bevor Sie Risiken bewerten, müssen Sie die Spielregeln definieren. Bestimmen Sie einen NIS2-Verantwortlichen (z. B. einen CISO oder Informationssicherheitsbeauftragten) und ein Kernteam. Legen Sie die Methodik für Ihre Risikobewertung fest (z. B. in Anlehnung an BSI-Standard 200-3 oder ISO 27005) und definieren Sie klare Rollen und Zuständigkeiten. Die NIS2 Governance muss von Anfang an klar strukturiert sein.
Schritt 2: Risikoidentifikation durchführen
Dies ist die Grundlage Ihres gesamten Prozesses. Identifizieren Sie systematisch:
Bedrohungen: Welche internen und externen Gefahren könnten diesen Assets schaden (z. B. Ransomware, Phishing, Systemausfall, Insider-Bedrohungen)?
Schwachstellen: Wo gibt es Lücken in Ihren aktuellen Systemen, Prozessen oder im Wissen Ihrer Mitarbeiter, die von Bedrohungen ausgenutzt werden könnten?
Moderne Plattformen können helfen, automatisierte Risikoanalysen durchzuführen und diesen Prozess erheblich zu beschleunigen.
Schritt 3: Risiken analysieren & bewerten
Nicht alle Risiken sind gleich. Bewerten Sie jedes identifizierte Risiko anhand von zwei Kriterien:
Eintrittswahrscheinlichkeit: Wie wahrscheinlich ist es, dass dieses Szenario eintritt?
Auswirkung: Welchen Schaden (finanziell, reputativ, operativ) würde das Eintreten verursachen?
Eine einfache Matrix (z. B. niedrig, mittel, hoch) hilft Ihnen, die Risiken zu priorisieren und sich auf die kritischsten Bedrohungen zu konzentrieren.
Schritt 4: Risikobehandlungsplan erstellen
Basierend auf Ihrer Bewertung entscheiden Sie nun, wie Sie mit jedem priorisierten Risiko umgehen:
Vermeiden (Avoid): Die Aktivität, die das Risiko verursacht, wird eingestellt.
Mindern (Mitigate): Sicherheitsmaßnahmen werden implementiert, um die Wahrscheinlichkeit oder Auswirkung zu reduzieren. Dies ist die häufigste Strategie.
Übertragen (Transfer): Das Risiko wird an Dritte ausgelagert (z. B. durch eine Cyber-Versicherung).
Akzeptieren (Accept): Das Risiko wird bewusst in Kauf genommen, weil die Kosten der Behandlung den potenziellen Schaden übersteigen. Diese Entscheidung muss dokumentiert und von der Geschäftsführung genehmigt werden.
Ihre Sicherheit ist nur so stark wie das schwächste Glied Ihrer Lieferkette. NIS2 verpflichtet Sie, die Cybersicherheitspraktiken Ihrer direkten Lieferanten und Dienstleister zu bewerten und zu steuern.
Werkzeuge & Technologien, die den Prozess unterstützen
Die manuelle Umsetzung und Verwaltung des NIS2-Risikomanagements ist komplex und fehleranfällig. Moderne Compliance-Plattformen bieten hier entscheidende Vorteile, indem sie Prozesse automatisieren und zentralisieren.
Suchen Sie nach Lösungen, die folgende Bereiche abdecken:
Zentrales ISMS: Eine Plattform, die alle Ihre Richtlinien, Risikobewertungen und Maßnahmen an einem Ort bündelt.
Automatisierte Kontrollen: Tools, die automatisch Nachweise sammeln und die Einhaltung von Sicherheitsstandards (z. B. durch Integrationen in Ihre Cloud-Umgebung) überprüfen.
Risikomanagement-Module: Spezialisierte Funktionen zur systematischen Identifizierung, Bewertung und Behandlung von Risiken.
Schulungs- und Phishing-Simulationen: Integrierte Werkzeuge, um das Sicherheitsbewusstsein Ihrer Mitarbeiter zu testen und zu verbessern.
Eine solche Plattform, wie das Digital Compliance Office von SECJUR, wandelt den komplexen NIS2-Anforderungskatalog in einen geführten, verständlichen und nachweisbaren Prozess um.
Ihr nächster Schritt: Von der Compliance zur Resilienz
Die Umsetzung des NIS2-Risikomanagements ist eine gesetzliche Pflicht, aber auch eine strategische Chance. Indem Sie einen systematischen, risikobasierten Ansatz verfolgen, schützen Sie Ihr Unternehmen nicht nur vor Bußgeldern, sondern bauen eine widerstandsfähige Organisation auf, die besser gegen die wachsende Bedrohungslandschaft gewappnet ist. Sie stärken das Vertrauen von Kunden und Partnern und sichern Ihre langfristige Wettbewerbsfähigkeit.
Wenn Sie bereit sind, den Prozess zu vereinfachen und von manuellen Tabellen auf eine intelligente, automatisierte Plattform umzusteigen, sprechen Sie mit einem unserer Compliance-Experten. Wir zeigen Ihnen gerne in einer persönlichen Demo, wie das Digital Compliance Office von SECJUR Sie dabei unterstützt, NIS2 effizient, nachweisbar und nachhaltig umzusetzen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wir sind bereits nach ISO 27001 zertifiziert. Reicht das für NIS2 aus?
Eine ISO 27001-Zertifizierung ist eine hervorragende Grundlage und deckt viele der technischen und organisatorischen Anforderungen von NIS2 ab. Allerdings stellt NIS2 spezifische zusätzliche Anforderungen, z. B. in den Bereichen Lieferkettensicherheit, Meldepflichten bei Vorfällen und die explizite Haftung der Geschäftsführung. Eine reine ISO 27001-Zertifizierung ist also nicht ausreichend, aber sie vereinfacht die Umsetzung von NIS2 erheblich.
Wie viel Zeit sollten wir für die Implementierung einplanen?
Das hängt stark von der Größe Ihres Unternehmens und Ihrem aktuellen Reifegrad in der Informationssicherheit ab. Für Unternehmen, die bei null anfangen, kann der Prozess von der ersten Risikobewertung bis zur vollständigen Umsetzung der Maßnahmen 6 bis 12 Monate dauern. Unternehmen mit einem bestehenden ISMS können dies deutlich schneller schaffen. Der entscheidende Faktor ist, jetzt zu beginnen.
Benötigen wir externe Berater, um NIS2-konform zu werden?
Nicht zwangsläufig. Externe Berater können wertvolles Fachwissen einbringen, sind aber oft mit hohen Kosten verbunden. Moderne Compliance-Automatisierungsplattformen sind darauf ausgelegt, interne Teams zu befähigen, den Prozess selbstständig zu steuern. Sie bieten geführte Implementierungspfade, Vorlagen und Experten-Support, was eine kosteneffiziente Alternative zur reinen Beratung darstellt. Gerade für OT-Sicherheit in Industrieanlagen kann eine Kombination aus Plattform und Fachexpertise sinnvoll sein.
Als Jurist mit langjähriger Erfahrung als Anwalt für Datenschutz und IT-Recht kennt Niklas die Antwort auf so gut wie jede Frage im Bereich der digitalen Compliance. Er war in der Vergangenheit unter anderem für Taylor Wessing und Amazon tätig. Als Gründer und Geschäftsführer von SECJUR, lässt Niklas sein Wissen vor allem in die Produktentwicklung unserer Compliance-Automatisierungsplattform einfließen.
Über SECJUR
SECJUR steht für eine Welt, in der Unternehmen immer compliant sind, aber nie an Compliance denken müssen. Mit dem Digital Compliance Office automatisieren Unternehmen aufwändige Arbeitsschritte und erlangen Compliance-Standards wie DSGVO, ISO 27001 oder TISAX® bis zu 50% schneller.
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Der „Kontext der Organisation“ ist das Fundament jedes ISO 27001-Systems, doch viele Unternehmen tun sich mit seiner praktischen Umsetzung schwer. Dieser Leitfaden zeigt, wie Sie interne Faktoren wie Prozesse, Strukturen und Ressourcen sowie externe Einflüsse wie Markt, Regulierung und Technologie mit SWOT- und PESTEL-Analysen gezielt erfassen. So schaffen Sie ein klares Verständnis Ihres Umfelds, leiten fundierte Sicherheitsstrategien ab und stärken nachhaltig die Widerstandsfähigkeit Ihres Informationssicherheitsmanagements.
Viele Unternehmen unterschätzen, wie wichtig die aktive Rolle der Geschäftsführung für den Erfolg einer ISO 27001 Zertifizierung wirklich ist. Dieser Leitfaden zeigt praxisnah, wie echtes Führungsengagement aussieht, von klarer Verantwortung über strategisch verankerte Ziele bis hin zu einer gelebten Sicherheitskultur. Erfahren Sie, wie die oberste Leitung mit sichtbarer Beteiligung, ausreichenden Ressourcen und konsequentem Vorbildverhalten ein wirksames und widerstandsfähiges ISMS ermöglicht, das weit über reine Formalitäten hinausgeht.